Parlamentarierinnen und Parlamentarier der Schweizerischen Bundesversammlung trafen sich am 19. September zu einer Veranstaltung, die von der Parlamentarische Gruppe Nachhaltigkeitsziele 2030 (SDGs) zusammen mit dem Geneva Global Hub for Education in Emergencies (EiE Hub) und dem International Parliamentary Network for Education (IPNEd) organisiert wurde, um zentrale Themen im Zusammenhang mit Bildung in Notsituationen (Education in Emergencies, EiE) und deren Bezug zu den außenpolitischen Zielen und der Strategie der Schweiz zu diskutieren.
Der EiE Hub und IPNEd arbeiten daran, das politische Verständnis und das Engagement zu erhöhen, um Bildung in Notsituationen vom Rand in das Zentrum der humanitären Politikgestaltung und Finanzierung zu rücken – in einer Reihe von Ländern, darunter auch in der Schweiz. Dies ist eine wichtige Initiative angesichts der anhaltenden Unterpriorisierung und Unterfinanzierung von Bildung in Notsituationen.
Es ist gerade jetzt ein wichtiger Zeitpunkt für die Schweizer Parlamentarier, sich näher mit Bildung in Notsituationen zu befassen, da die Verabschiedung der Schweizer Strategie der internationalen Zusammenarbeit 2025-2028 kurz bevorsteht und die Schweiz im Dezember 2023 gemeinsam mit dem UNHCR und den Mitveranstaltern Kolumbien, Frankreich, Japan, Jordanien, Niger und Uganda Gastgeber des Globalen Flüchtlingsforums sein wird.
Botschafter Dominik Stillhart betonte die Notwendigkeit für Politiker und Führungskräfte, “größere Allianzen zu bilden und Denken in Silos zu vermeiden.” Dies war seine Antwort auf eine Frage von Nationalrätin Sandra Locher Benguerel, die wissen wollte, was die Parlamentarier am dringendsten tun müssten, um Bildung in Notsituationen zu unterstützen.
Nur 10-30% der humanitären Aufrufe für Bildung werden erfüllt. Während der Corona-Pandemie erhielt der Bildungssektor nur 3 % aller Konjunkturpakete, die als Reaktion auf die Gesundheitskrise verabschiedet wurden, und nur 0,7 % der im Rahmen des globalen humanitären Reaktionsplans für COVID-19 beantragten Mittel wurden für Bildung bereitgestellt.
“Der Zugang zu hochwertiger Bildung und der Schulbesuch ermöglicht es den Flüchtlingen, Hoffnung für die Zukunft zu schöpfen und sichere Räume zu schaffen, in denen Kinder ihre Notlage überwinden können”, sagte Nationalrat Nicolas Walder. “Das Gleiche kann auch für erwachsene Flüchtlinge gelten.”
Ohne ein gemeinsames Vorgehen, einschliesslich mehr und verlässlicher mehrjähriger Finanzmittel, um die von Krisen betroffenen Menschen zu erreichen und zu unterrichten, wird die Welt weit hinter der Verwirklichung des Ziels für Nachhaltige Entwicklung 4 (“SDG4”) zurückbleiben. Mangelndes politisches Verständnis über das Ausmaß und die Schwere der Bedrohung des Bildungsfortschritts durch Notsituationen untergräbt wirksame und nachhaltige Maßnahmen.
” Angesichts der enormen Herausforderungen, vor der die Weltgemeinschaft steht, können wir auf niemanden verzichten, der dazu beitragen kann, diese zu bewältigen. Bildung ist hierfür eine wesentliche Grundlage.”, sagte Anja Klug, Leiterin des UNHCR-Büros für die Schweiz und Liechtenstein. ” Deswegen fördert das Globale Flüchtlingsforum die Integration von Flüchtlingen in nationale Bildungssysteme.”
“Ohne Zugang zu Bildung gibt es keine Freiheit, keinen Frieden – nur Armut und Entbehrung”, sagte Nationalrat François Pointet. “Wiederkehrende Krisen sind eine Bedrohung für den Zugang zu Bildung, und wir müssen alles tun, um diese Herausforderung zu meistern.”
Locher Benguerel bekräftigte: ” Die Schweiz muss alles dafür tun, damit Kinder und Jugendlichen in humanitären Notsituationen das Recht auf Bildung gewährt wird.” IPNEd und der EiE Hub haben im Februar 2023 in Genf die Verabschiedung einer politischen Erklärung über Bildung in Notsituationen und langanhaltenden Krisen (die “Genfer Erklärung“) unterstützt. Sie soll einen Rahmen für die Sensibilisierung für die beispiellosen Auswirkungen von Vertreibungen und humanitären Krisen auf die Bildung bieten und Maßnahmen aufzeigen, die Parlamentarier als Reaktion auf die Herausforderungen, die humanitäre Krisen für die Bildung mit sich bringen, ergreifen können, und für deren Unterstützung werben.